Zukunftsmanifest Altenhilfe
Schleswig-Holstein 2030/2045

Ergebnis der Zukunftskonferenz am 14.2.2018 in Rendsburg

Zukunftsmanifest Altenhilfe <br>Schleswig-Holstein 2030/2045

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Überall alt werden können!

Die Leitfrage der Projektes ZASH2045 lautet: „Wie können wir überall alt werden?“. Zur Beantwortung dieser Frage sollen Pfade in die Zukunft gesucht, gelegt und auch schon beschritten werden. Dafür ist ein ganzheitlicher Ansatz notwendig, um alle Handelnden und Themenfelder in ein relevantes Netzwerk zu integrieren. Der Blick geht eine Generation nach vorne, auf diejenigen, die im Jahr 2035/45 ihren dritten Lebensabschnitt erreicht haben. Das Projekt konzentriert sich auf den ländlichen Raum und sucht konkret in zwei Laborregionen (Kreis Segeberg, Kreis Nordfriesland) die Antwort: „Wir können überall alt werden!“.

Wünschenswertes wahrscheinlich machen! Deswegen ZASH

Eine fundamentale Erkenntnis ergab sich durch die Online-Beteiligung im Sommer 2017 und die zweite Welle der Zukunftswerkstätten im Herbst 2017: Das wünschenswerte Szenario wird von den Befragten als nicht wahrscheinlich eingeschätzt, aber das wahrscheinlich eingeschätzte Szenario nicht als wünschenswert!

Frage 1: Haben Sie sich bereits im ZASH2045-Projekt beteiligt?

Daher wird die künftige Hauptaufgabe darin bestehen, mit konkreten Handlungsschritten das gewünschte Szenario 12 umzusetzen und es wahrscheinlicher werden zu lassen, sonst wird Szenario 43 Wirklichkeit. Wir suchen gemeinsam positive Geschichten und Beispiele für eine lebenswerte Zukunft („positive Narrative“) im ländlichen Raum.

Frage 2: Wenn Sie den Projektprozess verfolgt haben, wie zufrieden sind Sie damit insgesamt?

Das wünschenswerte Szenario 12

Folgende Aspekte müssen im Vergleich zu Szenario 43 aufgegriffen und durch Anstöße und Maßnahmen an unterschiedlichen Stellen im Netzwerk umgesetzt werden:

Szenario 12 ‚Autonomie und Prävention in der Altenhilfe‘ Szenario 43 ‚Altenhilfe geprägt durch Individualisierung und Rückzug des Staates‘
Der generationenübergreifende, kollektive Gedanke zählt. Auf dem Land ist es lebenswert. Die soziale Teilhabe nimmt rapide ab durch Egoismus, Ungleichheit und Bevölkerungsschrumpfung auf dem Land.
Die Altenhilfe wird durch Sozialplanung und staatliche Interventionen zukunftsfest gemacht. Die Bürger steuern den Staat. Ein Grundeinkommen wird eingeführt. Rückzug des Staates. Der Sozialstaat ist teuer, nur wer lebenslang Eigenvorsorge betreibt ist abgesichert.
Pflege und Pflegeerbringung sind auf einem neuen Generationenvertrag aufgebaut. Der Pflegemix ist ausgeglichen, Ehrenamtliche können sich um persönliche Bedürfnisse kümmern. Das Wir-Gefühl wird belebt durch das Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe ohne institutionelle Hilfe. Der Pflegemix kann nicht überall gewährleistet werden.
Es existiert Grundsicherheit, auch weil präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen im Lebenslauf unterstützen. Es wird stark auf technische Innovationen in vielen Bereichen (Pflege, Mobilität, Kommunikation, etc.) gesetzt, um Defizite auszugleichen.

Pfad 1: Grundsicherheit durch Begegnung und Grundeinkommen!

In Schleswig-Holstein soll mit der Altenhilfe das Prinzip „miteinander nicht gegeneinander“ gelten. Dafür werden neue Formen der Begegnung geschaffen, soziale Orte im Quartier, die das Wir-Gefühl über Generationen hinweg stärken.

Frage 3: Fallen Ihnen hierzu umsetzbare Formen der Begegnung ein?

Das gelingt durch neue Kooperationen zwischen Wohlfahrtsverbänden, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein und andere zukunftsgewandte Wohlfahrtsverbände spielen dabei eine aktive, koordinierende Rolle und bauen Brücken, um gemeinschaftliche Angebote für die Schleswig-HolsteinerInnen besonders auf dem Land zu schaffen. Auf politischer Ebene wird das Konzept eines „Grundeinkommens“ vorangetrieben.

Frage 4: Was ist Ihre persönliche Meinung zum Grundeinkommen?

Die Wohlfahrtspflege ist dabei ein Akteur als Stimme der schutzbedürftigen Gruppen.

Frage 5: Hier ist Platz für weitere Kommentare und Anmerkungen rund um den ersten Pfad „Grundsicherheit durch Begegnung und Grundeinkommen!“

Trend: Sozialsysteme

(Ausprägungen aus dem gewünschten Szenario)

Ausprägung: „Der gerechte Sozialstaat“

  • Interessenausgleich, keine Gruppe soll dominieren
  • Sozialsysteme orientieren sich am Bürgerstatus
  • Ein Grundeinkommen von über 50% des Durchschnitteinkommens
  • Pflegeabsicherung durch Vollkasko mit geringem Selbstbehalt

Pfad 2: Entsäulung und Koproduktion in der Pflege!

Der Bereich Pflege und Pflegeerbringung ist zentral, aber auch besonders herausfordernd für die zukünftige Entwicklung der Altenhilfe. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein setzt sich für einen ausbalancierten Pflegemix im Koproduktionsdreieck aus Familie, Fachkräften und Freiwilligen ein. Dies bedeutet transparente Entsäulung von Angeboten und Bürokratie, aber auch eine Arbeitsweise nach dem Prinzip „Ehrenamt braucht Hauptamt“. Ein Pakt zwischen den Generationen soll Basis dieses Pfades sein.

Frage 6: Stimmen Sie der Aussage über eine transparente Entsäulung von Angeboten und Bürokratie zu?


Frage 7: Stimmen Sie dem Prinzip „Ehrenamt braucht Hauptamt“ zu?

Ziel sind eine verlässliche Betreuung der Pflegebedürftigen, aber auch auf vorsorgende, präventive Angebote für pflegenden Angehörigen und Ehrenamtliche.

Frage 8: Fallen Ihnen noch weitere wichtige thematische Ergänzungen für den Bereich Pflege ein?

Trend: Pflege und Pflegeerbringung

(Ausprägungen aus den gewünschten Szenarien 1 & 2)

Ausprägung: „Keine Pflegearmut durch ein Grundeinkommen für alle“

  • Revolution der Absicherung: das Grundeinkommen wurde eingeführt
  • Vereinbarkeit von Pflege und Beruf möglich, Pflegemix ist ausgeglichen
  • Keine Altersarmut, positiv für Gesundheit und Mentalität – sinkende Nachfrage nach Profis
  • Bürokratisierung sinkt und PflegerInnen können sich wieder mehr um Patienten kümmern
  • Starkes soziales Netzwerk senkt Kosten

Ausprägung: „Ein neuer Generationenvertrag“

  • Präventive, gesundheitsfördernde Maßnahmen im Lebenslauf werden durch die Krankenkassen gefördert
  • Alternative, generationenübergreifende Wohnformen werden gefördert
  • Junge unterstützen Alte und andersherum
  • Familie verliert an Priorität, wichtig ist das soziale Netzwerk
  • Die Menschen kennen sich im Bereich Gesundheit und Pflege sehr gut aus, informelle Pflege ist stark.

Frage 9: Hier ist Platz für weitere Kommentare und Anmerkungen rund um den zweiten Pfad „Entsäulung und Koproduktion in der Pflege!“

Pfad 3: Technologie soll dienen, nicht herrschen!

Eine wichtige Erkenntnis aus ZASH2045 ist, dass sich die TeilnehmerInnen die Integration von neuen technologischen Innovationen in ihren Alltag zumeist gut vorstellen können, sie haben aber Angst vor Kontrollverlust.

Frage 10: Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Das braucht Abbau von Ängsten und Hemmungen sowie Integrationsprozesse in das Alltagsleben. Neue Technologien durchdringen alle Lebensbereiche, sie können auch die Häuslichkeit bis ins hohe Alter erleichtern, die Vernetzung mit Familie, Freiwilligen und Fachkräften verbessern.

Frage 11: Fallen Ihnen dazu konkrete Lösungsvorschläge ein

Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein ist überzeugt, dass durch sozial orientierte Technologien das Leben im Alter gerade im ländlichen Raum profitieren wird, ohne Förderung und Beratung geht das nicht.

Frage 12: Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement spielen bei der Technologieförderung und –akzeptanz eine zentrale Rolle. Neue Technologien können zwar von Staat und Markt gefördert und eingesetzt werden, ohne eine aktive Rolle der Zivilgesellschaft, ohne gemeinschaftliche Kontrolle durch Bürgerinnen und Bürger, die sich selbst und freiwillig organisieren, gefährden sie jedoch den sozialen Zusammenhalt.

Frage 13: Hier ist Platz für weitere Kommentare und Anmerkungen rund um den dritten Pfad „Technologie soll dienen, nicht herrschen!“

Trend: Technologie (& Wohnen)

(Ausprägungen aus den gewünschten Szenarien 1 & 2)

Ausprägung: „Digitaler Senior“

  • Hohe technische Akzeptanz und Affinität bei Älteren
  • Datensicherheit ist gewährleistet
  • Technologien passen sich an die Bedürfnisse an
  • Neue Technologien werden ethisch verantwortlich verwendet
  • Man kann zwischen ganzheitlichen Systemen und einzelnen Geräten wählen

Pfad 4: Mobilitätssteigerung und das Quartier!

Durch ZASH2045 wird klar, dass Mobilität und deren Entwicklung zu den wesentlichen Pfaden der Altenhilfe im ländlichen Raum zählt. Hier müssen neue Formen von Dienstleistungen im Mobilitätsmix erprobt werden. Die Barrierefreiheit muss Grundlage dieser Überlegungen sein, für die sich das Diakonische Werk Schleswig-Holstein auch im öffentlichen Raum einsetzt.

Frage 14: Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Barrierefreiheit heißt aber auch hier, Ängste und Hemmnisse abzubauen und einen stabilen Kommunikations- und Informationsfluss aufzubauen.

Frage 15: Fallen Ihnen hierzu konkrete Ideen zur praktischen Umsetzung ein?

Ziel ist durch eine Mobilitätssteigerung das soziale Netzwerk und Teilhabe auf dem Land zu stärken. Mobilität braucht aber einen Ankerpunkt, und das ist das Quartier, die Gemeinde mit ihrer Kirchengemeinde, sie ist das „überall“, in dem Altwerden möglich werden soll.

Frage 16: Hier ist Platz für weitere Kommentare und Anmerkungen rund um den vierten Pfad „Mobilitätssteigerung und das Quartier!“

Trend: Mobilität

(Ausprägungen aus den gewünschten Szenarien 1 & 2)

Ausprägung: „Die Revolution der Mobilität“

  • Autonom fahrende Pkw sind serientauglich!
  • Man braucht kein privates Auto mehr, nur noch Mitgliedschaft bei einem Dienstleistungsanbieter
  • Revolution der Infrastruktur: Autos und Verkehrsnetzwerk kommunizieren miteinander
  • Das autonome Fahrzeug ist ein sozialer Treffpunkt
  • Ehrenamtliche kümmern sich um persönliche Bedürfnisse (wie Anziehen des Exoskelettes), hohe Lebensqualität

Ausprägung: „Barrierefreie Mobilität“

  • Technokratische Planung der Infrastruktur
  • Schwerpunkt liegt auf barrierefreiem ÖPNV
  • Individualverkehr ist primäres Verkehrsmittel
  • ÖPNV wird digital vernetzt, man kann mehrere Verkehrsmittel sekundengenau miteinander kombinieren
  • Einfach, intuitive Bedienung, Teilhabe und Aktivität steigen

Am Ende: Wie kann ich mich für eine sozial nachhaltige Entwicklung beteiligen?

Das Gute an der nachhaltigen Zukunftsgestaltung ist: Die Fähigkeiten von allen sind gefragt, um wünschenswerte Pfade zu legen und so wahrscheinlich werden zu lassen. Jede und jeder hat eine Position in unserer Gesellschaft, die zum Gesamtbild beiträgt. Deshalb ist auch jede und jeder gefragt und es müssen neue Formen der Beteiligung, Kooperation und Kommunikation gemeinsam erarbeitet werden: Sei es in einem Treffpunkt auf dem Dorf, um pflegenden Angehörigen einen Ort des Austauschs zu bieten, oder sich in einem Forum über gesellschaftliche Themen wie das Grundeinkommen auszutauschen. Als Vermittler können alle dazu beitragen, eine wünschenswerte Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen!

Die Pfade dieses Manifests sind nicht nur Ziele auf lokaler und regionaler Ebene, sondern sind ebenfalls Teil einer globalen Strategie zu einer nachhaltigen Entwicklung mit dem Fokus auf Ökologie, Ökonomie und Soziales, ganz nach dem Prinzip: „Denke global, handle lokal!“. Jede Entwicklung in einem der Trendbereiche wirkt sich auf andere Bereiche und Nachhaltigkeitsziele aus. Nur wenn wir diese Wechselbeziehungen zwischen den Themenfeldern verstehen, können wir langfristig überall alt werden.


Abbildung „Gewichtetes Interaktionsnetz ausgewählter UN-Nachhaltigkeitsziele untereinander und mit den sieben ZASH-Trends“

Frage 17: Hier haben Sie noch einmal die Möglichkeit, uns Ihre Anmerkungen und Kommentare zum gesamten Manifest mitzuteilen:

UnterstützerInnen

Danke an 10 UnterstützerInnen!

  • Ulrike Röhr LandFrauenVerband Schleswig-Holstein
  • Bernhard Stiebler Kirchenkreis Hamburg West/Südholstein
  • Angelika Remmers Volkshochschule Wahlstedt e.V.
  • Kerstin Weber-Spethmann Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg
  • Dorothea Kruse Ev.-Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg
  • Renate Peper Kirchenvorsteherin der Kirchengemeinde St.-Jürgen Rendsburg und 1. Vorsitzende der Interessengemeinschaft Seemühlen-Nord
  • Johannes Peter Petersen Diakonisches Werk Schleswig-Holstein
  • Jürgen Jessen-Thiesen Kirchenkreis Nordfriesland